Lutz van Dijk
Afrika – Geschichte eines bunten Kontinents
Neu erzählt mit afrikanischen Stimmen


Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2015
366 Seiten, gebunden, mit vielen Abbildungen, 22 EUR

Rezension von Regina Riepe

Heutzutage würde zwar niemand mehr behaupten, dass Afrika ein „geschichtsloser Kontinent“ wäre, so wie es früher gang und gäbe war. Doch die wenigsten können behaupten, etwas aus der Geschichte Afrikas mit seinen 54 Staaten zu wissen. Das gilt auch für junge Menschen. Im Geschichtsunterricht kommt Afrika meist nur in Zusammenhang mit Kolonialismus und Imperialismus vor und bestenfalls noch bei der Überwindung der Apartheid. So ist es sehr erfreulich, dass Lutz van Dijk sein Buch zur Geschichte Afrikas (Campus Verlag 2004) überarbeitet und um die Entwicklungen der letzten zehn Jahre ergänzt hat.

Eine Geschichte Afrikas auf nur 320 Seiten, das ist kühnes Unterfangen! Man stelle sich eine Geschichte Europas vor, das immerhin viermal kleiner ist als der afrikanische Kontinent. Und Jugendliche sollen das freiwillig und gerne lesen …
Genau dieses Kunststück ist dem Autor gelungen! Warmherzig und voller Sympathie für die Menschen dieses Kontinents richtet er seine Aufmerksamkeit auf kurze, aussagekräftige Begebenheiten, auf interessante Menschen. Von den Urzeiten, wo alles begann – schließlich waren es unserer aller Vorfahren, die von der afrikanischen Savanne hinaus in die Welt zogen – bis hin zu den neuesten, verstörenden Ereignissen wie Boko Haram. Es gibt Kapitel zu den alten Zivilisationen Afrikas, der Kolonialzeit und zum Weg der Befreiung, der bis heute nicht abgeschlossen ist. Spannend erzählt, mit vielen, ganz unterschiedlichen afrikanischen Stimmen unterlegt, macht das Buch neugierig. Natürlich kann niemand die Geschichte des Kongo oder die Ursachen des Völkermords in Ruanda auf ein paar Seiten umfassend beleuchten. Und zur Bekämpfung des islamistischen Terrors in Westafrika sind bereits viele Bücher geschrieben worden, die auch keine schlüssige Erklärung liefern können.
Man sollte keine unmöglichen Erwartungen an dieses Buch stellen. Lutz van Dijk wirft viele Fragen auf, zeigt Zusammenhänge und drückt sich dabei nicht um unliebsame Wahrheiten, sei es bei gefeierten Freiheitskämpfern, die zu Diktatoren wurden, sei es bei Idolen wie Albert Schweizer, die sehr paternalistisch von den Afrikanern redete. „Aber leider ist die Geschichte, unsere Welt und auch Afrika niemals nur gut oder nur schlecht. Sie ist voller Widersprüche. Nur wenn wir es schaffen, diese auszuhalten, anzuschauen, und uns bemühen, sie zu verstehen, können wir vielleicht weniger anfällig für Vorurteile und Gewaltlösungen werden, die ja immer auf Vereinfachungen angewiesen sind und niemals Widersprüche vertragen.“

Lutz van Dijk schreibt voller Sympathie und betont die Stärken afrikanischer Menschen, doch er romantisiert nicht, sondern stellt Regierungen und Entwicklungen auch kritisch da. Die Schriftstellerin Amma Darko schreibt dazu in ihrem Nachwort: „Es ist vor diesem Hintergrund sogar ein Vorzug, dass Lutz van Dijk kein Afrikaner ist. Niemand kann ihm vorwerfen, dass sein Buch nur ein weiterer Versuch eines Afrikaners sei, die Mängel Afrikas zu entschuldigen.“
Gut getan hat dem Buch die grafische Gestaltung von Magdalene Krumbeck, es ist übersichtlicher, frischer geworden. Ein Standardwerk für jede Bücherei und jede Schule!